Trauer

Ich habe durch meine eigene Trauer festgestellt,

dass man Trauer zulassen muß.

Leider darf man in der heutigen Zeit alles ansprechen,

nur nicht das Thema Trauer.

Wenn man aber das Leben liebt, so wie ich,

darf man sich auch vor dem Tod nicht fürchten,

denn er gehört zum Leben.

Deshalb habe ich für viele meine Bücher das Thema

Tod und Trauer gewählt,

denn Trauer ist viel mehr, als nur ein schmerzhaftes Gefühl.

Wenn man sich erlaubt den Schmerz erst einmal zuzulassen,

wird man schnell bemerken, dass Trauer auch Liebe,

Erinnerung und sogar Hoffnung sein kann.

All das versuche ich in meinen Büchern zu vermitteln.

Schwanengesang

 

Hast du je den Gesang der Schwäne gehört?

Wehklagen und vom Schmerz verstört?

Ich habe ihn vernommen,

in der Nacht, als das Liebste mir genommen.

Als ich innerlich wie zerrissen,

bereits begann ihn zu vermissen.

Als ich innerlich wie tot,

in meiner größten Seelennot,

hinausging in die dunkle Nacht.

Der schwerste Weg, den ich je gemacht.

 

Da hörte ich die Schwäne singen,

ihr Lied durch die nächtliche Stille klingen.

Mal klang es leise, mal wie ein Schrei.

Wußten sie, es war vorbei?

Sangen sie für mich aus Trauer

und berührten damit die Mauer,

die sich um mein Herz gewunden,

stärker als ich je empfunden.

 

Nur um nicht mehr fühlen zu müssen

nach den letzten Liebesküssen.

Nur um nicht zu glauben an das Ende,

nach dem letzten Streicheln seiner Hände.

Nur  um einfach nicht zu verstehen:

Ich werd ihn nie mehr wiedersehen!

 

Wie haben die Schwäne das gefühlt,

wie innerlich ich aufgewühlt?

Das alles was mein Leben ausgemacht,

für immer erlosch in dieser Nacht.

Mein Leben sich nun völlig wendet,

da sein Leben für immer ist beendet.

 

Ich dieses Wissen stets vermied.

Nun singen sie sein Totenlied.

So dass in tiefster Nacht erklang:

Der wehklagende Schwanengesang.

 

Angelika Wolf

Das war nun ein Gedicht aus meinem Büchlein "Vorbei".

Nun wißt Ihr, warum ich meine Erfahrung mit Schwänen,

die den Tod begreifen und der Trauer gemacht habe.